Welpen in der Schule- eine Stellungnahme
Immer wieder ereilen uns Anfragen von Kolleginnen und Kollegen, die ihre Hunde von der Welpenzeit an in die Schule mitnehmen möchten. So etwas lehnen wir kategorisch ab.
Der Beruf als Lehrkraft erfordert, dass wir besonders in der Position der aktiv unterrichtenden und Verantwortung tragenden Person zu hundert Prozent unserer Aufgabe gerecht werden, den Unterricht zu leiten, Kinder zu fördern und verantwortungsvoll zu beaufsichtigen.
Einerseits soll der Hund in der Prägephase Erfahrungen machen, die ihn auf sein späteres Dasein als Schulhund vorbereiten, andererseits sind dies Erfahrungen, die auch außerhalb der Dienstzeit einer Lehrkraft schrittweise angebahnt werden können. In der Schule während der Dienstzeit fehlt einer Lehrkraft die Flexibilität, angemessen auf die Bedürfnisse eines Welpen reagieren zu können. Das heißt nicht, dass wir den Hund nicht schrittweise außerhalb der Dienstzeit mit ins Schulgebäude nehmen und dort mit angeleiteten Kleingruppen oder speziell ausgewählten Situationen konfrontieren können- vorausgesetzt man ist flexibel, bei Bedarf die Situation mit dem Hund wieder zu verlassen.
Das Ziel der Schulhundeausbildung ist bei uns, die Lehrkraft zu befähigen, die Bedürfnisse und Stress-signale ihres Hundes zu erkennen und adäquat darauf zu reagieren. Wer dies übergeht, und den Hund buchstäblich ins kalte Wasser wirft, überfordert sowohl den Hund als auch sich selbst. Es dürfte sicher verständlich sein, dass es Phasen in der Entwicklung des Hundes geben wird, in denen Hund Dinge nicht hinnimmt, die er als Welpe noch über sich hat ergehen lassen, oder kreativ plötzlich Verhaltensweisen anbietet, mit denen wir lernen müssen umzugehen. Hier ist größte Achtsamkeit geboten, um nicht ungewolltes Verhalten zu etablieren, weil die Schülerschaft ungewollt und unwissentlich die Unarten verstärkt.
Wir sind der Meinung, und so auch viele andere seriöse Ausbilderinnen und Ausbilder, dass eine Mitnahme von Welpen und Junghunden besonders von Neulingen in der tiergestützten Pädagogik allerhöchstens zu Trainingszwecken, nicht aber im regulären Unterricht zu erfolgen hat. Ich kann entweder dem Hund und seinen Bedürfnissen meine volle Aufmerksamkeit widmen oder den Kindern.
Wie es vielen Menschen schwerfällt, sich ihrem Hund in der 1 zu 1 Situation verständlich zu machen, wie in einer Trainingseinheit einer Hundeschule, und dort schon an Grenzen stößt, wird bei einiger Selbstreflexion ehrlich erkennen müssen, dass es ungleich schwerer werden wird, einen Hund in Anwesenheit einer Schulklasse konsequent und korrekt zu handeln. Es ist eine große Aufgabe, einen Hund zu einem guten Partner zu erziehen. Wenn wir uns in der Hundewelt umsehen, erleben wir viele positive und negative Beispiele. Mit einer Schulklasse, das heißt 35 mit erziehenden Kindern, die sich oftmals auch unberechenbar verhalten, wird es nicht leichter.
Ebenso wie ein Welpe durch sein hohes Schlafbedürfnis und sein Ruhebedürfnis besonders geschützt werden muss, gibt es beim Junghund Zeiten, in denen ein Einsatz als Schulhund nicht in Frage kommt. Zahnen, Ungehorsamkeit in der Pubertät, das Einsetzen der Hitze bei der Hündin, Unwohlsein, gesundheitliche Einschränkungen, später Grenzen im Alter erfordern oftmals, dass der Hund anderweitig untergebracht werden muss und auch spontan entschieden werden muss: Heute geht kein Einsatz.
Dies ist beim Kauf und bei der Planung eines Schulhundes zu bedenken.
Der Hund sollte bei einem vollen Einsatz (2-3 Tage in der Woche 1-2 Stunden) die soziale Reife eines +-18 Monate alten Hundes haben. Werden die Hunde schrittweise an ihre Aufgabe herangeführt, gelingt dies auch problemlos bei älteren Hunden.
Die Tiergestützte Pädagogik unterscheidet sich in ihrer Zielsetzung auch deutlich vom Therapiebegleithund. Dies gilt es zu überdenken bei der Wahl der Ausbildung. Wir sind Pädagogen im pädagogischen Setting, der Hund hat gänzlich andere Aufgaben, darf und soll seine Bedürfnisse kommunizieren, denn genau in dieser natürlichen Interaktion liegt unser Gewinn.
Der Hund soll nicht desensibilisiert werden. Er braucht nicht unangenehme Situationen erdulden. Unser Ziel ist es, Schüler zu motivieren und zu einem sozialeren Umgang miteinander zu befähigen, zu Rücksicht, Geduld, der Wahrung des Respekts und der individuellen Grenzen anderer. Das setzt Achtsamkeit dem Hund gegenüber, aber auch unseren eigenen Grenzen gegenüber voraus.